Vatikanstadt, 18. Dezember (AP) - In einer Presseonferenz auf dem Petersplatz hat der US-amerikanische Computergigant Microsoft heute den Erwerb der katholischen Kirche im Austausch gegen eine Beteiligung des Klerus am Firmenkapital angekündigt. Sollte die Transaktion zustandekommen, wäre es das erste Mal, daß eine Softwarefirma eine große Weltreligion erwirbt.
Wie Microsoft-Chef Bill Gates mitteilte, soll Papst Johannes Paul II. Leiter der Abteilung Religions-Software des neu gegründeten Konsortiums sein, während die Microsoft-Aufsichtsratsmitglieder Michael Maples und Steven Ballmer im Vatikan zu Kardinälen berufen werden sollen.
"Wir erwarten in den nächsten fünf Jahren einen Boom auf dem religiösen Sektor", sagte Gates auf der Pressekonferenz. "Die vereinten Ressourcen von Microsoft und der katholischen Kirche werden es möglich machen, Religion einfacher, unterhaltender und für ein breites Publikum zugänglich zu machen."
Durch das "Microsoft Network", den neuen online-Dienst der Firma, "werden wir die Sakramente zum ersten Mal im direkten Computerzugriff verfügbar machen" und die beliebte vorreformatorische Praxis des Ablaßhandels wieder aufleben lassen, kündigte Gates an. "Sie können an der Kommunion teilnehmen, ihre Sünden beichten, sogar ihre Zeit im Fegefeuer vermindern. Und das alles, ohne ihre eigenen vier Wände zu verlassen."
Mit dem neuen Anwenderprogramm Microsoft Church, das auch eine frei programmierbare Makrosprache enthalten wird, soll Gates zufolge in Zukunft der automatische Download von Himmlischer Gnade auch in Abwesenheit des Benutzers möglich sein.
Der Deal garantiert Microsoft die elektronischen Exklusivrechte auf die Bibel und die begehrte Kunstsammlung des Vatikan, in der Meisterwerke von Künstlern wie Michelangelo und Leonardo da Vinci enthalten sind. Kritiker des Projektes fürchten hingegen, daß sich die Softwarefirma starkem Widerstand der Konkurrenz aussetzt, wenn sie den Zugriff auf diese Schlüsselpositionen des Weltkulturerbes einschränkt.
"Das jüdische Volk hat das 'look and feel' der Heiligen Schrift erfunden", sagte der US-amerikanische Rabbi David Gottschalk aus Philadelphia. "Nehmen Sie zum Beispel die Durchquerung des rotem Meeres - das hatten wir schon Jahrtausende lang bevor die Katholiken die Szene betraten".
Andererseits wird argumentiert, daß sowohl der katholische als auch der jüdische Glauben auf dem gemeinsamen Erbe des alten Testaments beruht. "Die Katholische Kirche hat lediglich ein erfolgreicheres Marketing für ein größeres Publikum betrieben", bemerkt der Notre-Dame-Theologe Kenneth Madgan.
Der Marktanteil der katholischen Kirche ist in den letzten 2000 Jahren dramatisch angewachsen, während der Judaismus weit zurückliegt, obwohl diese Glaubensrichtung als erste viele jetzt vom Christentum übernommenen Konzepte angeboten hat.
In ihrer tausendjährigen Geschichte hat sich die katholische Kirche einen Ruf als agressiver Marktkonkurrent erworben, unter anderem durch Kreuzzüge, die Menschen dazu zwingen sollten, ein Katholizismus-Upgrade durchzuführen, oder aber durch Exklusiv-Lizenzverträge mit verschiedenen Königreichen, in denen alle Menschen von Geburt an mit christlichem Glauben ausgerüstet wurden, ganz gleich, ob sie ihn im späteren Leben verwenden wollten oder nicht.
Heute ist das Christentum unter verschiedenen Markennamen erhältlich, obwohl die katholische Version immer noch die verbreitetste ist. Der Auftag der katholischen Kirche ist es, "alle Ecken der Welt" zu erreichen, eine perfekte Ergänzung zu der Microsoft-Vision "ein Computer auf jedem Schreibtisch und in jedem Haushalt".
Während der Vorstellung des Kooperationsprojektes erläuterte Gates die Langzeit-Strategie seiner Firma. Die Microsoft-Ingenieure arbeiten demzufolge an einer skalierbaren religiösen Programm-Architektur, die mit Hilfe von Emulationen alle Glaubensrichtungen unterstützen soll. Der Softwarehersteller will in Zukunft ein einzige Kernreligion mit einer Reihe von verschiedenen Benutzerschnittstellen je nach gewünschter Religion anbieten - "Eine Religion, verschiedene Implementierungen", wie Gates ankündigte.
Nach der Auffassung von Herb Peters, Sprecher der US-amerikanischen Southern Baptist Conference, könnte dieser jüngste Coup von Microsoft eine Welle von Firmenübernahmen und Beteiligungsverkäufen auslösen, da nun auch die anderen Kirchen ihre Position auf dem stark umkämpften religiösen Markt behaupten wollen.
Die Meldung ist auf Englisch in de.talk.jokes aufgetaucht und natürlich falsch. Dennoch sah sich die Microsoft-PR-Agentur nach zahllosen besorgten Anrufen bezeichnenderweise genötigt, den geschilderten Sachverhalt offiziell zu dementieren.
Die Redaktion